Mittwoch (Tag 76)

Morgens unterhalte ich mich mit Pedro über unseren geplanten Kurzurlaub nächste Woche. Auf der Liste stehen Oaxaca, Puerto Escondido und Acapulco. Allesamt pazifiknahe, sehr sehenswerte Ortschaften im Süden des Landes. Dann kann ich später schonmal ein bisschen nach beliebten Ausflugszielen googlen. Am Samstag kommt ein mit Pedro befreundetes, britisches und zurzeit in Barcelona lebendes Pärchen zu Besuch nach Mexiko. Am Montag werden wir dann zu fünft die Reise antreten. 
Ich sage auch Alberto, dass wir in der ersten Osterwoche nicht da sein werden. “Gut zu wissen”, sagt er und erzählt, dass die Regierung in den Osterwochen Wasserkürzungen vornimmt. Wenn ein Großteil der Bevölkerung zu Urlaubszwecken die Stadt verlässt, können Reparaturen an den Hauptwasserleitungen vorgenommen werden. Duschen und Wäsche waschen wären dann nur im begrenzten Umfang möglich.
Am Nachmittag zeigt mir Pedro ein kleines Restaurant, “El manzana prohibido”, “Der verbotene Apfel”. Dort gibt es sehr leckere Baguettes, frische Salate, bunte Früchte, Säfte, Milchshakes, Eis…eben das Paradies. 🙂 Das muss ich unbedingt Michael zeigen!
So langsam erreicht Mexiko die Regenzeit. Normalerweise beginnt sie erst im Mai/Juni, muss wohl am Klimawandel liegen meint Txema. Das Resultat sind angenehme Morgende, heiße Nachmittage, Gewitter mit Regen ab 16:00 Uhr und nach Abkühlung etwa 15°C kalte Nächte. Der Vorteil: man kann die Uhr danach stellen…

Abends gehen wir alle zusammen ins Einkaufszentrum in den Fast-Food Tempel. Dort holen wir uns Burger und Salat.

Zurück im Hostal schlafen wir bei “Friends” ein…

Arbeiten und Pizza (Tag 75)

Heute verlassen wir das Hostal gemeinsam um 8:00 Uhr. Wir holen uns ein bisschen Kuchen in der Straße und fahren mit der Metro nach Balderas. Hier trennen sich unsere Wege. Michael fährt weiter zum Cinvestav und ich steige in den Bus nach Santa Fe – einen Sitzplatz habe ich auch!! 🙂
Um diese Zeit ist der Straßenverkehr die Hölle, es ist auch ganz schön heiß heute – da wäre ich fast lieber unterirdisch weitergefahren! Nach eineinhalb Stunden Busfahrt komme ich im Büro an.
Im Cinvestav blühen die Bäume 🙂 Einen Kolibri habe ich trotzdem hier noch nicht gesehen 😉
Die Arbeitstage sind lang. Diese Woche bin ich jeden Tag 12 Stunden im Cinvestav. Mit einer Stunde hin und einer Stunde Rückfahrt schlaucht das ganz schön…

Mittags kriege ich richtig Hunger. Pizza wär jetzt toll. Schnell wird die Webseite von Dominos geöffnet aber leider wird die von mir eingegebene Adresse nicht erkannt. Also rufe ich da an. Spanisch sprechen klappt ja halbwegs, wenn ich meinem gegenüber direkt gegenüber stehe. Aber am Telefon? Einen Versuch ist es wert… ungefähr klang das so:

 

M: “Hola, hablas ingles?”
D: “Están conectados con Dominos Pizza
M: “Si, pero hablas ingles?”
D: “Dominos Pizza
M: “Hablas ingles?”
D: “No.”
M: “Ok. Quiero una pizza grande basica con pepperoni”

 Dann werden mir noch einige Angebote gemacht (zuerst dachte ich ich hätte den Mindestbestellwert nicht erreicht), Adresse und Telefonnummer (die ich erst mal aus dem Telefon suchen muss). Die Frau ist sehr geduldig. Als dar Fahrer kommt bin ich schon ein bisschen stolz 🙂

Jacqueline schreibt mir es gehe ihr nicht gut. Montezuma kommt wieder zu Besuch 🙁
Als ich abends nach Hause kommt liegt ein entkräftetes Bärchen im Bett und verlangt nach Haferschleim. Also mache ich mich nachts noch auf den Weg zum Supermarkt um Haferflocken zu holen.
Als ich gerade in der Küche am Herd stehe und den Haferschleim zubereite kommt Txema von China Buffet zurück.
Wir quatschen noch etwas, dann bringe ich den Haferschleim nach oben.
Gute Nacht!

Fenster putzen mexikanische Art (Tag 74)

Montag. Michael fährt um 07:20 Uhr ins Büro. Ich bleibe heute zu Hause um noch ein paar Texte für die Homepage zu schreiben. Das ist zugegebenermaßen in dem lauten Großraumbüro nicht ganz so einfach. Zwischendurch habe ich dann auch mal wieder Zeit Blogeinträge zu machen. Wir sind schon fast wieder “aktuell”. 🙂
Ich frühstücke ein Croissant mit Kakao in einem Café an der Ecke, bringe unterwegs noch Michaels unfreiwillig nass gewordene Jacke zur Reinigung (die Chlorwaschmaschine im Hostal in allen Ehren) und gehe dann zu Starbucks. Mit ein bisschen Musik lässt es sich hier wirklich gut arbeiten.

Ich komme nicht umher einen Hochhaus-Fensterputzer auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu beobachten. Er hängt an einem langen Seil, welches am Dach befestigt zu sein scheint. Das führt jedoch leider dazu, dass er wie in einer Standuhr hin und her pendelt. Schwindelfrei scheint er zu sein, er kann jedoch nur dann die vorgesehenen Stellen putzen, wenn er gerade passend an ihnen vorbeifliegt! Das sieht schon sehr witzig aus.

Als Michael um 21:00 Uhr nach Hause kommt gehen wir nochmal zum Chinesen. Später schlafen wir beim Hörbuch “Die Tribute von Panem” ein.

Frühstücken bei Vips und Starbucks (Tag 73)

Heute nochmal lecker Frühstücken. Bei Vips bestellen wir scrumbled eggs mit bacon, pan cakes und dazu Orangensaft und Kaffee. Ein guter Start in den Tag. Danach geht´s auf zu Starbucks arbeiten. Abends holen wir uns einen Salat dazu nochmal Hähnchen mit Zwiebeln, vielleicht auch, weil man sich bei diesem Laden so sicher sein kann, dass nichts schief geht…. Gegessen wird auf der Dachterrasse.

Später bringt Txema zwei deutsche Mädels mit rauf, die er im Hostal kennengelernt hat. Nach ein bisschen Smalltalk geht´s ins Bett.

Friseur, Bingo und Kino (Tag 72)

Heute Morgen wollen Michael und ich in dem Laden frühstücken, dessen Geschäftsführer mir damals die Näherei gezeigt hatte. Im Gespräch versunken achte ich zugegebener Maßen nicht so ganz darauf wo wir hinlaufen. :-/ Da wo ich ihn schließlich vermute stehen wir vor herunter gelassenen Rollläden. Na gut, dann eben woanders hin. Nach dem Frühstück in einem Café in der Nähe des Hostals wollen wir uns einen Friseur suchen. In einem Salon vereinbaren wir schließlich einen Termin für 13:00 Uhr, wir haben also noch eine Stunde Zeit. Auf in den Palacio del Hierro, ich brauche mal etwas flachere Schuhe für das German Centre. Hier ist es uns jedoch zu teuer und wir vertreiben uns die Zeit in dem sehr netten Café Paris.
Beim Friseur angekommen ist erst Michael dran und dann ich. Die Friseurin ist sehr nett und gratuliert mir dauernd zu meinem “hübschen Fang” 🙂

Danach gehen wir zurück ins Hostal. Wir haben uns für 8 Uhr mit JP in Polanco verabredet um zusammen ins Kino zu gehen – “Hunger Games”. Wir teilen uns mit Txema ein Taxi und los geht´s. Dort angekommen ist Mika (die kleine Hündin) so aufgeregt, dass sie ihre Blase nicht mehr ganz so unter Kontrolle hat, als sie Michael auf den Arm nimmt. Hihi. 🙂 JP gibt Michael ein neues Hemd und wir gehen vorher noch auf ein zwei Bier mit Tapas in eine spanischen Bar. Im Kino sind dann leider nur noch zwei Plätze frei, also entscheiden wir uns für eine spätere Vorstellung und gehen so lange Bingo spielen, man könnte auch sagen Zahlen auf Spanisch lernen. Bingo macht mir richtig Spaß, Michael ist froh als wir fertig sind. 🙂

Der Film dauert ziemlich lange und wir kommen gegen halb 2 mit gemischten Gefühlen bei JPs Haus an. Keiner kann so richtig sagen, ob ihm der Film gefallen hat…
Michael mochte den Film sehr! Wieder mit dem Taxi fahren wir zurück ins Hostal. Während dem Hände waschen und Zähne putzen gibt es plötzlich kein Wasser mehr. Aber auch das nehmen wir mittlerweile sehr leicht… Gute Nacht.

Endlich Wochenende und “El Diez” (Tag 71)

Nach der Arbeit im Cinvestav bzw. German Centre wird das Wochenende bei dem argentinischen Restaurant “El Diez” mit Steak und einer Flasche Rotwein eingeläutet… Ob es was zu feiern gibt? Sozusagen schon, denn ich habe heute mein erstes ausländisches Gehalt bekommen. 🙂

Donnerstag (Tag 70)

Heute treffe ich mich nochmal mit der Webdesignerin im German Centre. Um die einstündige Busfahrt nicht stehend zu verplempern, fahre ich erst mit der Metro drei Stationen in die entgegengesetzte Richtung um an der ersten Station einsteigen zu können. Die Bushaltestelle der “Línea Verde” ist sehr leicht zu finden und tatsächlich ist der Bus auch noch so gut wie leer. 🙂 Dann kann ich wenigstens ein bisschen in meine Studienunterlagen schauen…

Heute hat es sogar ein zweites Erdbeben gegeben. Diesmal haben wir aber beide nichts davon mitbekommen.

Abends kommt Michael erst sehr spät nach Hause. Heute soll es nochmal  Hähnchen geben und ich rufe Txema an, ob er vielleicht mit essen will. Da er gerade noch im Supermarkt ist bringt er auch noch frische Baguettes mit. Perfekt.

Mittwoch (Tag 69)

Heute bin ich nochmal im German Centre. Es ist schon so als wenn ich dazu gehörte. In der Mittagspause zeigt mir eine Kollegin ein Einkaufszentrum mit Supermarkt gleich in der Nähe. Ein sehr nützlicher Tipp…

Abends haben wir noch Hunger. Line will nicht mehr raus. Es ist schon sehr spät, der Arbeitstag war wieder sehr lang. Daher könnte der Stand, von dem Txema erzählt hat da sein. Die bauen erst ab neun Uhr abends auf. Die Quesadillas sollen einfach traumhaft sein. Txema kommt die Treppe rauf und er schlägt mir vor mit mir zu dem Stand zu gehen. Er hat zwar schon gegessen aber er will mir bei der Bestellung helfen.
An dem Stand ist wirklich viel los. Ein gutes Zeichen für Essen von der Straße. Txema bestellt vier Stück und kurz darauf gibt es leckere mexikanische Spezialitäten im Hostal 🙂


Das Erdbeben (Tag 68)

Line

Heute bin ich im Hostal. Habe morgen das nächste Treffen im German Centre und muss noch ein paar Dinge vorbereiten. Gegen kurz vor 12 mach ich mich auf den Weg zur Reinigung um meine Sachen abzuholen. Dort angekommen gebe ich der Frau meinen Abholschein und auf einmal…

…wird mir ganz schwindelig. Nach dreimaligem hin und herwanken will ich mich lieber an der Theke festhalten um nicht umzufallen. Dann greift auch schon die Frau meine Hand und lässt sie erst wieder auf der Straße los. Erst dann wird mir eigentlich klar was los ist. Ein Erdbeben. Überall strömen Menschen auf die Straßen. Der Verkehr steht still. Es ist erstaunlich ruhig. Doch ich bin ganz schön aufgeregt. Die Hochhäuser um mich herum wanken hin und her. Es staubt und man wagt sich nicht zu bewegen. Wie bei einer einstudierten Feuerwehrübung stellen sich die Menschen in Reih und Glied in der Straße auf. Ich frage die Frau ob es schon vorbei ist aber sie verneint und schaut weiter gebannt auf die umliegenden Häuser…
Als die Autos ihren Weg hupend durch die Menschenmengen fortsetzen und die Mexikaner wieder gefasster erscheinen ist es vorbei. Ich begleite die Frau in ihren Laden, bezahle und gehe lieber auf der Straße wieder zurück zum Hostal. Auf den Bürgersteigen liegen kleinere Häuserbrocken aber wie es scheint ist niemand verletzt. Was für ein Erlebnis.
Im Hostal angekommen fahre ich meinen Laptop hoch. Per Telefon kann ich Michael leider nicht erreichen. Ich sage lieber schnell auch in Deutschland und Österreich Bescheid, dass alles ok ist…

Michael

Morgens früh mache ich mich auf den Weg nach Lindavista. Die Stadt hat mich wieder und ich vermisse die gute Luft in Teques…
Der Arbeitstag beginnt. Es gibt viel zu tun. Ich muss das aufholen, was ich durch den Crash verloren hab. Kurz vor zwölf kommt Gerald und holt mich zum Kaffee ab.
Wir quatschen und ich klage ihm mein Leid. Er sagt nur:

‘Da muss jeder mal durch um die Mächtigkeit des Befehls “rm -rf” kennenzulernen.’

Da geht’s mir gleich besser. Aufmunterung von der höchsten Hacker-Instanz 🙂
Als wir zurückgehen, sehen wir überall Leute vor dem Institut stehen. Lichter blinken. Alarm! Was war los? Wir fragen und kriegen nur die erstaunte Antwort

‘Didn’t you feel the EARTHQUAKE?!?’

Ich habe von dem ganzen Erdbeben einfach nichts mitbekommen… Ich versuche Line zu erreichen. Aber das Telefonnetz ist überlastet. Internet geht auch nicht. Es dauert etwas, dann ist Strom und Netz wieder da und ich kann Line per Mail erreichen. Sowas aber auch. Das zweitstärkste Erdbeben einfach verquatscht…

Rückfahrt von Teques (Tag 67)

Gruppenfoto vor der Abfahrt

Heute ist Feiertag in Mexiko. Deshalb das schön verlängerte Wochenende. Leider ist auch der Verkehr auf den Straßen nicht zu unterschätzen. Deshalb ist unser Ziel das Haus am See gegen 11:00 Uhr wieder zu verlassen.

Nach dem Frühstück müssen wir unbedingt nochmal schnell ins Wasser, wer weiß, wann sich die nächste Gelegenheit bietet. Die anderen sind schon fertig also schnell duschen, und die Sachen in die Rucksäcke stopfen, fertig.

Bye Bye Clau & Pablo…

Als JP das Auto ausparkt und ich gerade einsteigen will sehe ich auf dem Radiodisplay, dass er telefoniert. Seine Mimik lässt auch Schlüsse auf die Wichtigkeit des Telefonats zu. Ich steige lieber nicht ein und sage den anderen Bescheid. Auf einmal springt JP hüpfend aus dem Wagen. Er hat eine Zusage aus Brüssel bekommen und arbeitet mit großer Wahrscheinlichkeit demnächst in Europa. Wir freuen uns riesig, sein bester Kumpel weiß natürlich auch was das bedeutet. :-/

Gut gelaunt stürzen wir uns in den Verkehr. Wie vermutet ist wirklich sehr viel los. An einer Tankstelle holen wir uns jede Menge Getränke und Eis.

Eigentlich könnte ich etwas programmieren. Als ich den Laptop hochfahre und mich nicht einloggen kann werde ich stutzig. Ich erinnere mich, gestern einen Fehler im Makefile gemacht zu haben. Mist da hatte sich ein Tabulator zwischen ‘rm -rf build/*’ geschoben und daraus ein  ‘rm -rf build   /*’ gemacht. Aber ich hatte doch nachgesehen? Alle Daten waren noch da? Aber der Schlüssel… Mist. Daten gelöscht. Mal sehen wie das weiter geht. Aber es kommt immer noch schlimmer…

Ein paar Kilometer weiter haben wir eine Autopanne. Das Display zeigt an, dass irgendetwas überhitzt. Wir parken das Auto mal lieber an der Seite. Im gleichen Augenblick kommt wie gerufen ein Abschleppdienst vorbei. Kurzer Hand wird sich darauf verständigt, den Wagen “Huckepack” uns inklusive zur nächsten Servicestation zu bringen.

Eine Etage höher genießen wir spritsparend die nun viel bessere Aussicht. Michael und JP spielen vorn sitzend Backgammon auf dem Xoom.

Als wir unterwegs die Distriktgrenze passieren müssen das Auto und auch wir umgeladen werden. JP steigt bei dem zweiten, eher unsympatischen Abschlepptypen und José und wir bei Daniel und Maribel ein, die uns während des ganzen Prozedere nicht von der Seite gewichen sind!

Beim Audi Service räumen wir unser Gepäck um und rufen uns ein Taxi zum Hostal, das nach 20 Minuten eintrifft. Was ein stressiger Tag. Von der Entspannung des Wochenendes ist fast nichts mehr übrig. Im Hostal bestellen wir Pizza. Noch ein bisschen Plaudern und am besten einfach schlafen gehen…

Ich hatte zum Glück letzte Woche angefangen meine Daten in die Cloud von Ubuntu One auszulagern. 1/3 war schon hoch geladen. Leider nicht der Schlüssel zu meinem Home, dann könnte ich alles wieder bekommen. Zusammen mit dem letzten Backup sollte ich aber fast alles wieder bekommen. Leider nicht die Sachen die ich am Wochenende gemacht habe. Aber immerhin. Thumbs up für Cloud Computing 🙂

(Txema und ich reden an diesem Abend ausgiebig über Erdbeben. Wie fühlt sich das an, was muss man tun etc. Am nächsten Tag wird das dann ja auch Wirklichkeit…)